IEA: Langsames Wachstum führt zu Öl-Überschuss

Die Ölpreise sind in den vergangenen vier Wochen um 12 Prozent gefallen. [Shutterstock]

Das sich verlangsamende Wachstum bei der Nachfrage nach Öl im Jahr 2019 wird voraussichtlich zu einer Ölschwemme im kommenden Jahr führen – was erhebliche Auswirkungen auf die Energiepreise in Europa haben könnte, so die IEA.

Auch wenn die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran in in den vergangenen Wochen zu einem Anstieg der Ölpreise führen, sieht sich der Markt langfristig mit einer Verlangsamung der Nachfrage und somit sinkenden Preisen sowie einem „flutartigen Überangebot“ konfrontiert, so ein Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA).

In ihrem monatlichen Ölmarktbericht senkte die Institution ihre Prognose für die globale Ölnachfrage den zweiten Monat in Folge, von 1,3 Millionen Barrel pro Tag auf jetzt 1,2 Millionen Barrel.

Mit Verweis auf das schwächste globale Handelswachstum seit einem Jahrzehnt sowie einer Flaute in der europäischen Petrochemieindustrie spekuliert die IEA, beim Treffen der OPEC-Länder Ende dieses Monats in Wien könne über eine Verlängerung der Förderungs- und Produktionskürzungen diskutiert werden.

Die Prognose erfolgt trotz der Tatsache, dass der globale Benchmark für Brent am Tag der Veröffentlichung vor gut einer Woche um 0,1 Prozent gestiegen war. Analysten betonten in dieser Hinsicht, der Anstieg sei „lediglich“ auf die Anschläge auf zwei Öltanker im Golf von Oman zurückzuführen.

Wenn man sich den weiteren Kontext ansehe, falle auf, dass die Ölpreise in den vergangenen vier Wochen um 12 Prozent gefallen seien.

Kurz zuvor war ein weiterer Ölmarktbericht zu ähnlichen Ergebnissen gekommen: Auch die Energy Information Administration prognostizierte in einem am 11. Juni veröffentlichten Report eine geringere Nachfrage nach Rohöl.

Möglicher Tanker-Angriff zeigt die Unsicherheit auf den Ölmärkten

Der Rohölpreis ist am vergangenen Donnerstag (13. Juni) nach unbestätigten Berichten über einen Angriff auf zwei Öltanker im Golf von Oman plötzlich gestiegen.

„Das Welthandelswachstum ist nach Angaben des Netherlands Bureau of Economic Policy Analysis und verschiedener Einkaufsmanagerindizes auf das langsamste Tempo seit der Finanzkrise vor zehn Jahren zurückgegangen,“ schreibt die IEA in ihrem Bericht.

„Vorläufig besteht jedoch noch Optimismus, dass sich das wirtschaftliche Bild in der zweiten Jahreshälfte und im kommenden Jahr verbessern wird,“ fügen die Experten hinzu. „Die OECD geht davon aus, dass sich das globale BIP-Wachstum im Jahr 2020 auf 3,4 Prozent erholt – vorausgesetzt, dass Handelsstreitigkeiten dann beigelegt sind und das Vertrauen wieder zunimmt. Dies deutet darauf hin, dass sich das globale Wachstum der Ölnachfrage von 1,2 mb/d [Millionen Barrel pro Tag] im Jahr 2019 doch wieder auf 1,4 mb/d im Jahr 2020 erholen kann.“

Während die Nachrichten für die Ölproduzenten schlecht sein mögen, könnten sie für die Verbraucher positive Effekte haben: Die IEA stellt fest, die aktuelle Nachfrage könne bereits durch das bestehende Angebote gedeckt werden.

Und: „Es gibt viele Angebote aus Nicht-OPEC-Ländern, um die wahrscheinliche Nachfrage zu decken. Voraussetzung ist, dass es keinen größeren geopolitischen Schock gibt. Und die OPEC-Länder sitzen auf 3,2 mb/d freier Kapazität…“ Im Bericht heißt es weiter: „Dies ist eine willkommene Nachricht für die Verbraucher und das allgemeine Wohlergehen der derzeit anfälligen Weltwirtschaft. Dadurch könnte der erhebliche Aufwärtsdruck auf die Ölpreise begrenzen werden.“

Allerdings fügte die IEA hinzu: „Dies muss jedoch im Hinblick auf die Bedürfnisse der Erzeuger, insbesondere im Hinblick auf die mittelfristig erforderlichen Investitionen in neue Kapazität, betrachtet werden.“

Separate IEA-Daten zeigen tatsächlich, dass die Ölgroßkonzerne trotz des prognostizierten Überangebots planen, die Ausgaben für Exploration und Förderung im nächsten Jahr erstmals seit 2010 zu erhöhen.

„Es fehlen eine Million Barrel täglich“

Nach den Angriffen auf zwei Öltanker hält Rohstoffexperte Eugen Weinberg den Ölpreis für zu niedrig und die Risiken durch einen Konflikt am Persischen Golf für unterschätzt. EURACTIVs Medienpartner WirtschaftsWoche berichtet.

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